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02.06.2021

Wettbewerb zur Gestaltung eines Erinnerungsortes 
für die „vergessenen Frauen“ der Strafanstalt  Aichach 

Bewerbungen sind bis 15. August 2021 möglich!

Die Stadt Aichach lobt einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Erinnerungsortes für die „vergessenen Frauen“ der Strafanstalt Aichach während des Nationalsozialismus aus. Kunst- und Kulturschaffende können Ideen dafür einzureichen. Alle Wettbewerbsunterlagen finden Sie hier

Der Ort soll an die Frauen erinnern, die in der Strafanstalt Aichach Opfer nationalsozialistischen Unrechts wurden. Zeitweilig waren in der für 500 Gefangene gebauten größten Frauenstrafanstalt des damaligen Deutschen Reiches bis zu 2000 Frauen untergebracht. In der NS-Zeit waren nicht nur Frauen wegen herkömmlicher Straftaten inhaftiert. Viele Fälle von „Schutzhaft" anlässlich der „Machtergreifung" 1933, zahlreiche Zwangssterilisationen von armen und als „asozial" diffamierten Gefangenen sind belegt. Viele Frauen waren auch wegen „unerlaubten Umgangs" mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, wegen „Wehrkraftzersetzung“ oder wegen „Rundfunkverbrechen" inhaftiert.

Zahlreiche Gefangene aus dem Deutschen Reich und den besetzten Ländern Europas hatten gegen das NS-Regime oder die deutsche Besatzung aktiv Widerstand geleistet. Hunderte Gefangene, Jüdinnen, Sintize und Romnja sowie Frauen, die wegen wiederholter kleinerer Eigentumsdelikte zu „Sicherungsverwahrung“ verurteilt worden waren oder lange Strafen verbüßen mussten, wurden unter Bewachung von Aichacher Gendarmen und Justizbeamten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort in den allermeisten Fällen ermordet. Ihre Schicksale sollen nicht vergessen sein. Eine ausführliche und anschauliche geschichtliche Darstellung der Ereignisse bietet der Beitrag »An den Rändern der Volksgemeinschaft - Frauenschicksale in der Strafanstalt Aichach 1933 - 1945« von Franz Josef Merkl aus dem Jahrbuch „Altbayern in Schwaben 2018 (S. 101 – 164)“.  

Der Erinnerungsort soll vor dem Stadtmuseum (Schulstraße 2) im öffentlichen Raum für alle frei zugänglich zu sehen sein. Das Gebäude war damals das Krankenhaus, in dem die meisten der Zwangsterilisationen an Aichacher Gefangenen vorgenommen wurden. Gegenüber liegt der Alte Friedhof, in dem einige dieser Frauen beerdigt wurden.

Die Gestaltung ist freigestellt, künstlerischen Medien werden nicht vorgeschrieben. Das Gestaltungsobjekt muss eine eigene Wirkung auf dem Platz entfalten können. Gesucht wird nicht unbedingt ein klassisches Mahnmal sein, die Absicht der Erinnerung sollte sich dennoch jedem erschließen.

In der Jury sitzen Erster Bürgermeister Klaus Habermann, Landrat Dr. Klaus Metzger, Marion Brülls und Jacoba Zapf vom Frauenforum, Werner Plöckl vom Kunstverein Aichach e.V., der Historiker Dr. Franz Josef Merkl, Dr. Dirk Riedel vom NS-Dokuzentrum München, Sabine Jakob von der Justizvollzugsanstalt Aichach, Kerstin Weger, Kunstlehrerin Justizvollzugsanstalt Aichach und Verein frauenHAFT e.V. sowie Barbara Hutzelmann vom Stadtarchiv München. Beratend sind außerdem Andres Richter (Kreisbaumeister Aichach-Friedberg) und Christoph Lang (Bezirksheimatpfleger Bezirk Schwaben) dabei.

In einer ersten Phase können Ideen für die Gestaltung des Erinnerungsortes eingereicht werden. Gestaltende Künstlerinnen und Künstler können dabei gerne auch mit Geisteswissenschaftler*innen zusammenarbeiten. Die Jury wird anhand einer Beurteilungstabelle, die Teil der Auslobung ist, die anonym eingereichten Ideen voraussichtlich im September sondieren und bis zu fünf auswählen, deren Urheber*innen eingeladen werden, ihre Ideen zu Entwürfen weitergehend auszuarbeiten. Dafür haben die ausgewählten Künstler*innen bis Ende 2021 Zeit. Zu Beginn des Jahres 2022 ist dann eine weitere Jury-Sitzung geplant, die Bekanntgabe der Juryentscheidung ist für Ende Januar 2022 vorgesehen. Die Umsetzung soll dann bis Ende 2022 erfolgen.

Die Gewinnerin/Gewinner des Wettbewerbs erhält ein Preisgeld von 2000 € brutto, sofern die Wettbewerbsleistungen rechtzeitig und vollständig erbracht worden sind. Die bis zu vier anderen Teilnehmerinnen/Teilnehmer der zweiten Phase erhalten eine Entwurfsentschädigung von je 500 € brutto. Das Honorar für die spätere Ausführung liegt bei 4.000 € brutto. Für die Verwirklichung des Gestaltungsobjektes stehen zusätzlich maximal bis zu 12.000 € brutto zur Verfügung.

Damit Teilnehmer alle Informationen und Entscheidungen für die evtl. weitere Bearbeitung erhalten, ist es unbedingt notwendig, eine kurze formlose Teilnahmebestätigung ohne Angaben zur Person an die Mailadresse kunstauslobung@aichach.de zu senden, um sich zu registrieren. Für die Präzisierung der Aufgabe können Rückfragen anonym an das Stadtbauamt Aichach gestellt werden. Die Beantwortung erfolgt an alle registrierten Teilnehmer per Mail.